Die Wasserkraft in der Schweiz – historische Grundlage zum Erfolg und Pluspunkt für die Zukunft
Seit dem Beginn der Wasserkraftnutzung Ende des 19. Jahrhunderts war die Schweiz Vorreiterin auf diesem Gebiet und hat sich schnell und umfassend darauf eingestellt. Dieser neue Energieträger, seinerzeit als „weisse Kohle“ bezeichnet, begünstigte die Unabhängigkeit unseres Landes und dessen industrielle und wirtschaftliche Entwicklung.
Die frühe und intensive Nutzung von Wasserkraft ist eine Besonderheit der Schweiz, die sie an die Spitze der Innovation brachte und ihr sogar einen Platz unter den Vorreitern der zweiten industriellen Revolution verschaffte. Bereits 1902 war die Schweiz in der Stromproduktion pro Einwohner weltweit führend. Später, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, war das zu 77 % elektrifizierte Eisenbahnnetz einzigartig auf der Welt ; in anderen europäischen Ländern lag der Durchschnitt bei nur 5 %.
Eine wichtige Rolle, nach wie vor
Die Staudämme und Wasserkraftwerke haben sich aber nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht. Ganz im Gegenteil, diese Infrastrukturen spielen eine wesentliche Rolle bei der Energiewende und bieten viele Vorteile. Eine der Hauptstärken ist die vollständige Steuerbarkeit, d. h. die Anpassungsfähigkeit an Schwankungen des Stromverbrauchs, aber auch an Schwankungen anderer Produktionsquellen. Solar- und Windenergie können nicht auf Abruf bereitgestellt werden: Die Produktion hängt von den Wetterbedingungen ab. Auch der Kernenergie mangelt es an Steuerungs-Flexibilität. Die Produktion eines Kernkraftwerks erfolgt nämlich im Dauerbetrieb mit geringen Leistungsschwankungen und vor allem mit grosser Trägheit beim Hochfahren. Im Gegensatz dazu können bestimmte Wasserkraftwerke mit Speicherkapazität innerhalb einer Viertelstunde die Leistung eines Kernkraftwerks liefern und so wahrscheinlich das Netz vor einem Zusammenbruch bewahren. Es ist daher leicht nachvollziehbar, dass angesichts eines Energiemix, der zunehmend aus nicht steuerbaren Energieträgern besteht, Strom aus Wasserkraft in Zukunft eine noch grössere Rolle spielen und die Stabilität und Zuverlässigkeit des Netzes gewährleisten wird. Wasserkraft ist auch für die Feinsteuerung im Minutenbereich wichtig, angesichts der zunehmenden Verbreitung von Photovoltaik. So führt beispielsweise eine nicht in den Wettervorhersagen angekündigte Wolkendecke zu einem plötzlichen Produktionsrückgang, welcher nur durch Wasserkraftwerke schnell ausgeglichen werden kann.
Der Stausee: eine flüssige Batterie
Batterien haben zwar enorme Fortschritte gemacht und können nun eine gewisse Rolle bei der Verlagerung des Verbrauchs auf Stunden- oder Tagesbasis spielen, sind aber nicht zwischen den Jahreszeiten einsetzbar. Das Ungleichgewicht zwischen Sommerproduktion und Winterverbrauch bleibt nach wie vor eine grosse Herausforderung für die Schweiz. Zur Erinnerung: Ein Photovoltaikmodul im Flachland produziert 75 % der Energie im Sommerhalbjahr, während der Verbrauch im Winterhalbjahr logischerweise höher ist, sei es für Heizung, Beleuchtung oder Tätigkeiten im Innenbereich. Derzeit sind Wasserkraftwerke mit Speicherkapazität die einzigen Anlagen, die diesen saisonal bedingten Ausgleich bewältigen können. So verfügt beispielsweise Groupe E über einen umfangreichen Energiespeicher, den Greyerzersee, der durch die Staumauer von Rossens aufgestaut und dessen Wasser in Hauterive turbiniert wird. Dieses Werk ermöglicht die saisonale Steuerung mit bedeutender Stromproduktion im Winter, wodurch der Seepegel stark absinkt. Im Frühjahr füllt sich der so freigewordene Platz mit Schmelzwasser aus dem Sanetsch sowie Niederschlägen aus dem gesamten Einzugsgebiet der Saane.Im Sommer wird der Wasserstand des Sees konstant gehalten, um Reserven für den Winter anzulegen, wodurch die lokale Solarproduktion Vorrang erhält.
Verstärkung der Wasserkraft notwendig: mehrere Projekte bei Groupe E
Der Ausbau der Wasserkraft in der Schweiz ist zwar weit fortgeschritten, doch es ist noch erhebliches Zukunftspotenzial vorhanden, beispielsweise neue Stauseen in den Alpen oder Optimierungen in den Voralpen. Groupe E bleibt ihrem Pioniergeist treu und gehört zu den Vorreitern solcher Projekte. Da die Möglichkeiten zur Schaffung neuer Stauseen an der Saane ausgeschöpft sind, ist das Projekt Schiffenen-Murten ein gutes Beispiel für eine Optimierung. Es verbessert die Umweltbilanz der bestehenden Anlage, indem sie die Auswirkungen auf den Flusslauf verringert und die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erhöht.
Groupe E ist auch ein wichtiger Akteur bei einem Projekt im Oberwallis, dem Chummensee-Staudamm. Als eines der vom Bund ausgewählten vorrangigen Vorhaben von nationaler Bedeutung wird er es ermöglichen, die derzeitige Sommerproduktion in die Wintersaison zu verlagern. Wie schon so oft in ihrer über hundertjährigen Geschichte investiert Groupe E in Schlüsseltechnologien für die Energiezukunft unseres Landes, um eine lokale und erneuerbare Energieversorgung sicherzustellen.