Wartung unserer Wasserkraftanlagen

Im Wasserkraftwerk Schiffenen lief eine aussergewöhnliche Baustelle — die Teilsanierung einer Produktionsgruppe — auf Hochtouren. Diese Wartungsarbeiten ermöglichen es, die Lebensdauer der Anlage zu verlängern und zukünftige Entwicklungen am Standort, wie beispielsweise das Projekt Schiffenen-Murten, zu integrieren. Wir treffen Bernard Maeder, Leiter Wasserkraftwerke Nord.

Bernard Maeder, collaborateur Groupe E

Bernard Maeder, Leiter Wasserkraftwerke Nord

Können Sie uns etwas über die Wartungsarbeiten in Schiffenen erzählen?

Bernard Maeder : Wir befinden uns in einer Schlüssel­phase: Nach über 60 Betriebsjahren und 30 Jahren ohne Revision muss die Gruppe 1 teilsaniert werden, um grös­sere Probleme im Betrieb zu vermeiden. Ein ausserge­wöhnliches Projekt: Wir nehmen sie Stück für Stück aus­einander, inspizieren, ersetzen, justieren und setzen sie wieder zusammen. Damit verlängern wir ihre Lebens­dauer um Jahrzehnte. Währenddessen läuft die Produk­tion über die andere Gruppe weiter. 

Besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Arbeiten und dem Projekt Schiffenen-Murten? 

Ja, klar. Das Projekt Schiffenen-Murten soll die beiden Seen durch einen Stollen mit einem neuen Kraftwerk verbinden, das dank der zusätzlichen Fallhöhe eine Pro­duktionssteigerung ermöglicht, die dem Jahresver­brauch von über 23 000 Haushalten entspricht. Um dies zu ermöglichen, müssen unsere Anlagen zuverlässig, leistungsfähig und bereit für die Integration in das künf­tige System sein. Die erfolgenden Arbeiten stel­len sicher, dass die Staumauer von Schiffenen auch in Zukunft ein wichtiger Teil dieses umfangreichen Ener­gieprojekts bleibt. 

Was macht diese Baustelle so besonders? 

Alles! Die Maschine ist gigantisch, erfordert aber echte Massarbeit. Wir hantieren mit tonnenschweren Teilen und arbeiten dabei auf Hundertstelmillimeter genau. Das Axiallager beispielsweise ist ein kritisches Bauteil, da es die 120 Tonnen schweren rotierenden Teile der Turbine, also den Rotor des Generators, die Welle und das Laufrad, trägt. Versagt es, steht die Maschine mehr als ein Jahr still. Hier kommt unser Know-how ins Spiel. 

Welche Berufssparten kommen zum Einsatz? 

Unser Know-how ist vielfältig: Mechaniker demontieren, kontrollieren und justieren die Teile mit hoher Präzision. Elektriker stellen sicher, dass die gesamte Steuerung einwandfrei funktioniert. Hydrauliker sorgen für saubere Ölkreisläufe, funktionierende Kühlkreisläufe und die Si­cherheit der unter Druck stehenden Anlagen. Auch Schlosser, Hebespezialisten und Automatisierungstech­niker sind im Einsatz. Jede einzelne Person spielt eine wichtige Rolle. 

Und wie sieht der Alltag der Beteiligten aus? 

An gewissen Tagen wird ein Teil des Anschlaglagers ma­nuell bearbeitet, damit die perfekte Toleranz erreicht wird. An anderen Tagen wird ein Lasertracker installiert, um die Komponenten auf den Hundertstelmillimeter ge­nau auszurichten, oder es werden Instrumente installiert, die Wiederinbetriebnahme und Betriebsüberwachung sicherstellen. Die Arbeit erfolgt zuweilen in engen Räu­men oder in der Höhe, das Ganze in lauter Umgebung. Das ist körperlich anstrengend, aber auch geistig anre­gend. Jeder Tag bringt Herausforderungen mit sich. 

Bernard Maeder, Mitarbeiter der Groupe E

 

Wie bereiten Sie eine solch komplexe Baustelle vor? 

Vor Beginn prüft man, ob alle — oft massgefertigten — Teile verfügbar sind. Man plant den Ablauf, reserviert Kräne, organisiert die Zufahrt und das Spezialwerkzeug. An alles muss gedacht werden: Wo werden die demon­tierten Teile abgelegt, wie Verunreinigungen vermieden, welche Sicherheitsmassnahmen sind zu treffen… Jedes Detail zählt, denn ein Fehler kann sich auf das gesamte Projekt auswirken. 

Sie haben von Sicherheit gesprochen. Spielt dieses Thema eine Schlüsselrolle? 

Ja, Sicherheit hat höchste Priorität. Wir hantieren mit schweren Lasten, manchmal in der Höhe, und bewegen uns in einem Umfeld mit viel Technik. Alle sind geschult, jeder Handgriff sitzt. Und wir haben klare Protokolle: re­gelmässige Inspektionen, Gerätekontrollen, ständige Überwachung.

Diese Baustelle scheint auch ein menschliches Abenteuer zu sein. 

Absolut. Ich bin beson­ders stolz darauf, wie sich die Teams einbringen. Ge­wisse Kollegen kennen das Kraftwerk auswendig und erkennen den Zu­stand der Maschine nur anhand ihrer Geräusche. Und dann gibt es die jungen Leute, die ihre Energie einbringen, ihre Sicherheit im di­gitalen Bereich. Die Älteren geben ihr Wissen weiter, die Jüngeren stellen Fragen, die uns zum Nachdenken an­regen. Diese Mischung aus Erfahrung und Neugier ist unser Reichtum. 

«Die Maschine ist gigantisch, erfordert jedoch echte Massarbeit» 

Und was wird sich in Zukunft mit diesem Projekt ändern? 

Es verlängert die Lebensdauer der Anlage um Jahrzehn­te und macht sie leistungsfähiger. Dank erhöhter Flexibi­lität kann sie sich an Produktionsschwankungen und die Integration erneuerbarer Energien wie Solarenergie an­passen. Und dabei produzieren wir weiterhin lokale und umweltfreundliche Energie. 

Welche Umweltauswirkung hat das Projekt? 

Wir handeln mit grossem Respekt gegenüber der Um­welt. Wasserverunreinigungen werden vermieden und Baustellenabfälle sorgfältig entsorgt. Eine Wasserkraft­anlage ist nicht nur ein industrielles Instrument, sondern auch ein natürlicher Lebensraum. Jeder Eingriff ist dar­auf ausgerichtet, unseren ökologischen Fussabdruck zu begrenzen. 

Ein letztes Wort? 

Diese Baustelle stellt das Know-how von Groupe E unter Beweis und vereint Technik, Teamgeist und Umweltschutz. Ihnen al­len ist es zu verdanken, dass die Staumauer von Schiffe­nen auch in Zukunft saubere Energie für künftige Gene­rationen produzieren wird.